im Heinrich-Schütz-Haus
Das Heinrich-Schütz-Haus ist das einzige original erhaltene Wohnhaus des Komponisten, der es 1651 erwarb und hier von 1657 bis 1672 seinen Lebensabend verbrachte. In seiner Komponierstube unter dem Dach schuf der kursächsische Hofkapellmeister seine großen Spätwerke. Mit seinem letzten Werk, dem Schwanengesang beschloss Heinrich Schütz 1671 sein Lebenswerk.
Das um 1552 erbaute Renaissancegebäude wurde von 2010 bis 2012 aufwendig saniert. Die 2012 eröffnete Dauerausstellung stellt das Leben und Wirken des Komponisten am authentischen Ort seines Schaffens vor. Höhepunkt ist die wiederhergestellte Komponierstube, in der zwei im Haus aufgefundene Notenfragmente von der Hand des Komponisten gezeigt werden.
Zahlreiche Klangbeispiele und Filme vermitteln einen prägnanten Eindruck von der Kompositions-weise Heinrich Schütz’. Auf vier „Schütz-Sofas“ können Erwachsene und Kinder dem betagten Komponisten persönlich begegnen: In fiktiven Hörspielen erinnert sich Heinrich Schütz an wichtige Stationen seines Lebens. Und wer mag, kann selbst einen Chorsatz von Schütz probieren
– ein klingender Notenständer lädt zum Mitsingen ein.
Ein Architekturpfad macht auf wertvolle bauliche Details und Funde im Haus aufmerksam. Unsere kleinen Gäste können selbständig einen Kinderpfad durchs Haus erkunden und das Leben von Heinrich Schütz somit auf spielerische Weise kennen lernen.
Die Dauerausstellung wurde 2014 mit dem internationalen „Iconic Award“ ausgezeichnet.
Das Heinrich-Schütz-Haus wurde 2006 in das Blaubuch der Bundesregierung als ein Kultureller Gedächtnisort (KGO) von besonderer nationaler Bedeutung aufgenommen.
Und hier geht es zum gemeinsamen Imagefilm der KGO: https://www.youtube.com/watch?v=Zm0LPt3WGJY
Erdgeschoss
Erdgeschoss
Etwa 2000 Einwohner hatte Weißenfels, als der Vater von Heinrich Schütz, Christoph Schütz, mit seiner Frau und seinen sechs Kindern 1590 aus Köstritz an die Saale übersiedelte. Die Bewohner der kleinen Ackerbürgerstadt lebten von Landwirtschaft und Weinbau, vom Handwerk und vom Tourismus. 40 km von der Handelsmetropole Leipzig entfernt, war Weißenfels ein von vielen Fuhr- und Kaufleuten genutzter Etappenort an der Via Regia. Fünf Gasthäuser standen für die Beherbergung und Verpflegung der Reisenden bereit. Eines davon, das „Gasthaus zum Goldenen Ring“ nahe der Saalebrücke, hatte Christoph Schütz übernommen. Hier entdeckte Landgraf Moritz von Hessen-Kassel 1599 das Talent des jungen Heinrich Schütz.
Obergeschoss
Obergeschoss
Heinrich Schütz wirkte fast sein ganzes Berufsleben als Hofkapellmeister. Nach seiner Ausbildung als Kapellknabe in Kassel und dem Studium bei Giovanni Gabrieli in Venedig fand Schütz seine Lebensstellung in Dresden: Als Hofkapellmeister der sächsischen Kurfürsten hatte er eines der angesehensten musikalischen Ämter Europas inne. Er leitete große Festmusiken mit der Dresdner Hofkapelle. Dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) folgte jedoch ein Verfall der Hofmusik. Zahlreiche Reisen führten den Komponisten an andere Höfe, nach Dänemark und Italien.
Heinrich Schütz komponierte ausschließlich für die menschliche Stimme. Mehr als 500 überwiegend geistliche Werke haben sich erhalten. Seine wichtigsten Kompositionen gab Heinrich Schütz selbst im Druck heraus.
Dachgeschoss
Dachgeschoss
Im Dachgeschoss befindet sich das Herzstück des Hauses – die wiederhergestellte Komponierstube. Der Komponist schuf hier seine bedeutenden Spätwerke, die Passionen, die Weihnachtshistorie und sein letztes Werk, den Schwanengesang.
Sie erfahren, wie Heinrich Schütz in seinem Haus lebte und bis ins hohe Alter arbeitete, mit wem er Briefe austauschte, wer ihn besuchte und wie er sein Lebensende vorbereitete.
Die kostbaren Fragmente seiner Handschriften wurden mehr als 300 Jahre nach seinem Tod im Haus aufgefunden. Sie geben lebendiges Zeugnis vom Vergessen und Wiederentdecken des Komponisten. Die Aneignung späterer Generationen hat eine wechselvolle Geschichte und dauert bis in unsere Zeit an.
Heinrich Schütz
1585
geboren am 8. Oktober in Köstritz bei Gera als Sohn des Gastwirts Christoph Schütz und seiner Ehefrau Euphrosine geb. Bieger
1590
Übersiedlung nach Weißenfels. Christoph Schütz übernimmt von seinem Vater Albrecht Schütz den Gasthof „Zum Goldenen Ring“. Musikalische Ausbildung des jungen Heinrich sehr wahrscheinlich beim Kantor Georg Weber und beim Organisten Heinrich Colander.
1598
Landgraf Moritz von Hessen-Kassel übernachtet im Gasthof des Vaters und bietet Schützens Eltern an, Heinrich erziehen zu lassen. Im Sommer wird Schütz Kapellknabe am Hof des Landgrafen.
1599
Im August beginnt Schütz seine Ausbildung am Collegium Mauritianum in Kassel.
1608-09
Jurastudium an der Universität Marburg
1609-13
erste Italienreise, Aufenthalt in Venedig, Orgel- und Kompositionsstudium bei Giovanni Gabrieli
1611
Die „Italienischen Madrigale“ (op. 1) erscheinen in Venedig.
1613-1616
Zweiter Hoforganist in Kassel
1614
zum ersten Male in Dresden tätig (als Gastorganist)
1615
Schütz wirkt als Organist und „Director der Musica“ am Dresdner Hof.
Der Vater Christoph Schütz übernimmt in Weißenfels den Gasthof „Zum Güldenen Esel“ in der Nikolaistraße, den er nach seinem Namen in „Zum Schützen“ umbenennt.
1617-72
Hofkapellmeister in Dresden
1618
Beginn des Dreißigjährigen Krieges
1619
Psalmen Davids (op. 2)
Eheschließung mit Magdalena Wildeck.
1621
Geburt der Tochter Anna Justina
Reise nach Breslau in Begleitung des Kurfürsten, Musik zur Huldigung der Schlesischen Stände
1623
Auferstehungs-Historie (op. 3)
Geburt der Tochter Euphrosine
1625
Cantiones Sacrae (op. 4)
Magdalena Schütz stirbt mit 24 Jahren, Schütz dichtet und komponiert sein Klag-Lied „Mit dem Amphion zwar mein Orgel“.
1627
„Pastoral-Tragicomoedia von der Dafne“ in Torgau aufgeführt
„Da pacem Domine“ zum Treffen der Kurfürsten in Mühlhausen komponiert
1628
Becker-Psalter (op. 5)
1628-29
Zweite Reise nach Italien (Venedig, Cremona, Florenz)
1629
Symphoniae Sacrae I (op. 6)
Kauf eines Wohnhauses in Dresden
1631
Tod des Vaters Christoph Schütz
Begräbnismotette für Johann Hermann Schein
1633-35
Erste Dänemarkreise
Ernennung zum Königlich-Dänischen Kapellmeister
Festmusiken für die Kopenhagener Hochzeit des dänischen Kronprinzen Christian mit der sächsischen Prinzessin Magdalena Sibylle
Aufführung des Gesangs der Venuskinder: „O der großen Wundertaten“
1635
Tod der Mutter Euphrosine Schütz, geb. Bieger
1636
Musikalische Exequien (op. 7)
Kleine geistliche Konzerte I (op. 8)
1638
Orpheus und Euridice (Ballettoper)
Tod der Tochter Anna Justina
1639
Kleine geistliche Konzerte II (op. 9)
1642-44
Zweite Dänemarkreise
anlässlich der Doppelhochzeit der Zwillingstöchter des dänischen Königs mit Stationen in Hamburg und an verschiedenen norddeutschen Höfen
1647
Symphoniae Sacrae II (op. 10)
1648
Ende des Dreißigjährigen Krieges. Geistliche Chormusik (op. 11)
1650
Symphoniae Sacrae III (op. 12)
1651
Kauf des Wohnhauses in der „Niclas Gasse“ in Weißenfels als Alterssitz (heute Nikolaistraße 13)
1654
Stiftung eines Legats von 100 Gulden für die Insassen der Weißenfelser Hospitäler
1655
Tod der Tochter Euphrosine
1656
Tod des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I., Schütz komponiert zur Beisetzung die zweiteilige Trauermusik „Herr, nun lässest du deinen Diener“.
1657
Zwölf geistliche Gesänge (op. 13)
Verkauf seines Hauses in Dresden, Umzug nach Weißenfels, gemeinsamer Hausstand mit seiner verwitweten Schwester Justina Thörmer
Bis zu seinem Tode bleibt Schütz weiterhin gelegentlich für den Dresdner Hof sowie für die Herzogshöfe in Halle, Merseburg und Zeitz tätig.
um 1662
Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz
1663
Organisation der Hofmusik in Zeitz
1663/64
Lukas-Passion
1664
Weihnachtshistorie
1665
Johannes-Passion
1666
Matthäus-Passion
1666-71
Schwanengesang (opus ultimum: Psalm 119, Psalm 100, Deutsches Magnificat)
1672
ab Januar Aufenthalt in Dresden
17.5. Tod der Schwester Justina in Weißenfels
Schütz stirbt am 6. November in Dresden.